Depression
Diagnostik
Zwei-Fragen-Test als Screening
- Haben Sie sich während der letzten 2 Wochen gedrückt, niedergeschlagen oder hoffnungslos gefühlt?
- Haben Sie während der letzten 2 Wochen Freude oder Interesse an Tätigkeiten verloren, die Ihnen gewöhnlich Freude bereiten?
Hauptsymptome
- depressive, gedrückte Stimmung
- Interessenverlust, Freudlosigkeit
- Antriebsminderung, erhöhte Erschöpfbarkeit
Nebensymptome
- Konzentrationsstörungen
- Minderwertigkeitsgefühle
- Schuldgefühle
- Pessimismus
- Schlafstörungen
- verminderter Appetit
- Suizidalität
Einteilung
- leichte D.: 2+2 (alltägliche Aufgaben lassen sich unter Schwierigkeiten noch bewältigen) → psychosomatische Grundversorgung, ggf. plus Medikation oder Psychotherapie
- mittelgradige D.: 2+3/4 (alltägliche Aufgaben lassen sich nicht mehr bewältigen, wiederholte AUs) → psychosomatische Grundversorgung plus Medikation oder Psychotherapie
- schwere D.: 3+4 (alle Aktivitäten beeinträchtigt, z.B. auch Körperpflege) → Medikation plus Psychotherapie (→ Facharzt!)
- F32: nicht-rezidivierend
- F33: rezidivierend
- F34.0 Dysthymie
- F34.2 depressive Reaktion bei Anpassungsstörung
weitere Abklärung
- frühere depressive Symptome
- frühere Diagnosen (unipolar/bipolar?)
- frühere Behandlung
- Effekt früherer Therapie
- außergewöhnlicher Auslöser bekannt? (z.B. körperliche Erkrankung) → dann Anpassungsstörung mit depressiver Reaktion (F34.2)
- Hinweis auf frühere manische Symptome? → ÜW Facharzt
Therapie
Psychosomatische Grundversorgung
- Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung, regelmäßige Wiedervorstellungen (z.B. wöchentlich)
- Balance zwischen
- Akzeptanz der Erkrankung (dass die Stimmung und Antrieb nicht durch „Zusammenreißen“ verändert werden kann) und
- Ermutigung zur Beibehaltung Tagesstruktur, Sozialkontakten und moderater Bewegung
- Hinweis, dass eine Depression „einen Anfang und ein Ende hat“ und dass die Zeit bis dahin gemeinsam gestaltet werden kann
- Vermittlung von Hoffnung, Entlastung von Schuldgefühlen und Versagensängsten
- Information über Wechselwirkung mit körperlichen Erkrankungen
Psychotherapie
- Verhaltenstherapie
- tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- interpersonelle Psychotherapie
Medikamentöse Therapie
- SSRI Mittel der 1. Wahl
- Amitriptylin eher nur als Koanalgetikum (bei chronischen Schmerzen oder diabetischer Polyneuropathie)
- Johanneskraut: cave Interaktionen!
Im Gespräch mit dem Patienten
- Bereits gute Erfahrung mit bestimmter Therapie gehabt?
- Behandlungsformen erklären
- verzögerter Wirkeintritt und lange Wartezeiten benötigen Beharrlichkeit/Geduld
- UAW informieren, meist nur bei Eindosierphase
- Festlegung des Behandlungsplans
Bei fehlender Besserung nach 6 Wochen: Psychotherapeut oder Facharzt hinzuziehen