hautkrebsscreening

Hautkrebsscreening

  • Screening bei an sich gesunden Personen
  • Bei unsicheren Befunden: Überweisung zum Dermatologen (2. Stufe) oder Biopsie entnehmen (2 mm, muss nicht genäht werden).
  • ÜW zur Mit- und Weiterbehandlung, Stichwort Hautkrebsscreening 2. Stufe und Verdachtsdiagnostik

Hauttumore sind die häufigsten Tumore überhaupt.

  • 1. weißer Hautkrebs, 2.-4. Lunge, Darm, Prostata/Brust, 8. schwarzer Hautkrebs
  • Basalzellkarzinom häufigster Tumor überhaupt

Maligne Hauttumore:

  • ca. 260.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland (jeder 30. Bürger)
  • Lebenszeitprävalenz ca. 50%
  • bei früher Diagnosenstellung heilbar

Prävention

  • Priämärprävention: Verhinderung der Entstehung einer Krankheit, z.B. Verhaltensprävention (Meiden der Mittagssonne)
  • Sekundärprävention: Erkennen einer Krankheit in einem gute behandelbaren Stadium, z.B. Hautkrebsscreening, Vorsorge-Koloskopie
  • Tertiärprävention: Verhinderung der Verschlechterung einer bereits bestehenden Krankheit, z.B. bei KHK
  1. Nicht-melanozytäre Hautkrebserkrankungen:
    • eher ältere Menschen
    • niedrige Mortalität
    • häufig im Gesicht
    1. Basalzellkarzinom (BZK)
    2. Plattenepithelkarzinom (PEK)
  2. Malignes Melanom (MM)
  • keine Vorstufen
  • metastasiert fast nie, aber häufig Rezidive (an anderer Stelle)
  • 80% der BZK im Gesicht, nur an haartragenden Stellen (nicht an Lippe oder Handflächen)
  • beginnt als kleiner örtliche begrenzter Knoten (grau-weiße Verhärtung)
  • perlenschnurartiger Randsaum, häufig mit Teleangiektasien am Randsaum (Äderchen im Randsaum sind vor allem mit Dermatoskop gut sichtbar)
  • z.B. auch nicht heilende Wunde
  • ulzerierend, pigmentiertes, zystisches…
  • Therapie: normalerweise Exzision in Lokalanästhesie (ggf. auch mal Plastiken nötig), alternativ Strahlentherapie; selten mit Creme (Aldara, teuer!) bei multiplen (Rumpfhaut)-Basaliomen
  • Vorstufe: aktinische (= solare) Keratose; wenn flächenhaft: Feldkanzerose
  • metastasiert selten (3-5%)
  • häufig schleimhautnah (auch im Genitalbereich, nahe Mund, Lippen)
  • häufig mit Verhornung
  • häufigste anerkannte Berufserkrankung (auch Feldkanzerose) → Frage nach Beruf
  • häufig bei Immunsuppression z.B. bei CLL, bei Cyclosporin A (weniger bei MTX)
  • Sonographie der cervicalen Lymphknoten ist erforderlich ab T2 (invasives Wachstum), ggf. auch CT, MRT
  • Therapie:
    • vollständige chirurgische Exzision mit topographisch zugeordneter histologischer Kontrolle der Schnittränder (oder Sicherheitsabstand)
    • Radiatio bei Metastasierung oder bei Immunsuppression (insbesondere bei Cyclosporin A)
  • Nachsorge nach 5 Jahren, Sonographie

Aktinische Keratose

  • Präkanzerose
  • Cornu cutaneum
  • bei einuelnen Stellen: mit scharfem Löffel abtragen
  • bei Feldkanzerose: Flächentherapie
    • Diclofenac (Solaraze)
    • Efodix
    • Aldara
    • photodynamische Therapie für Feldkanzerose (kann auch beim Hausarzt erfolgen)
  • keine Vorstufen
  • Prognose: Tumordicke (=Eindringtiefe)
  • Risikofaktoren:
    • > 40 Nävi
    • atypische Nävi
    • heller Hauttyp, viele Sommersprossen
  • Therapie:
    • Exzision und Nachsorge (Sono, MRT) je nach Tumordicke
    • Immuntherapie als neue Therapien sind teuer, aber inzwischen gut wirksam

Einteilung

  1. superfiziell spreitendes Melanom (SSM)
    • häufigstes Melanom
  2. Noduläres Melanom (NM)
  3. Akrolentiginöses Melanom (ALM)
    • an den Endgliedern
    • DD subunguales Hämatom → wenn es auf die Nagelfalz überschlägt, dann ist es wahrscheinlich ein Melanom (Hutchison-Zeichen); falls unsicher, dann Fotodokumentation und Kontrolle alle 4 Wochen (wächst der Nagel gesund nach?)
  4. Lentigo maligna (LM)
  5. nicht-klassifizierbares Melanom (UCM)

https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/45163/pdf/Dr_Arbeit_Katrin_Dierolf_Endversion.pdf?sequence=1&isAllowed=y

ABCD-Regel nach Blum (mit Punkte-Score)

  • A: Asymmetrie: in 2, 1 oder keiner Achse
  • B: Border/Begrenzung (unscharf begrenzt? unregelmäßige Begrenzung?)
  • C: Color (mehrere Farben: weiß, rot, hell-, dunkelbraun, blaugrau, schwarz)
  • D: Durchmesser (> 5 mm)
  • E: Erhabenheit (knotig?)

Ab 3 positiven Merkmalen: Malignomverdacht! Oder: 2 positive Merkmale A-D.

Alternativ:

  • ABCD-Regel nach Stolz
  • 7-Point-List nach Argenziano
  • Modifizierte ABC-Regel nach Blum
  • 3-Point-Checklist nach Soyer

Leitfaden für den Hausarzt

https://www.allgemeinarzt-online.de/a/dermatoskopie-leitfaden-fuer-hausaerzte-1571952

  1. Aggregiert stehende Schollen, sich verzweigende Streifen oder netzförmige Strukturen?
    • → melanozytären Hautveränderungen
  2. Folgendes ausschließen:
    • Dermatofibrom: blasses zartes Netz mit zentral strukturlosem Areal:
      • Dermatofibrom
    • Lentigo solare: asymmetrisches Muster eines derben, kräftig gefärbten Netzes ohne sichtbare Gefäße
    • Hämangiom: scharf begrenzte Schollen unterschiedlicher Größe, im Farbspektrum von leuchtend rot bis schwarzrot reichend
      • Hämangiom
    • Seborrhoische Keratose: pseudofollikuläre Öffnungen, Pseudohornzysten, Gyri
      • Seborrhoische Keratose
    • Basalzellkarzinom: baumartige Gefäße, ovoide blau-graue nicht-aggregiert stehende Schollen, ahornblattförmige Strukturen diagnostiziert werden
      • Basalzellkarzinom
  3. Gutartige Nävi ausschließen (die leicht erkennbar sind):
    • blaue Nävi:
    • melanozytäre Nävi mit Schollen
    • papillomatöse Nävi:
    • kongenitale melanozytäre Nävi
    • agminierte melanozytäre Nävi
    • rezidivierende melanozytäre Nävi
    • Spindelzell- und Spitznävi
  4. Dermatoskopiepunktwert (DPW) mit ABCD-Regel nach Stolz:

Sonstiges

  • Pigmentnetz
    • typisch: feines, regelmäßiges Netz mittelbrauner Linien vor einem hellbraunen Hintergrund.
    • atypisch: Netz mit unregelmäßigen Maschen, das Teil der asymmetrischen Gesamtarchitektur des Tumors ist und am Rand abrupt endet
  • Dots (schwarze Punkte) und Globuli (braune Punkte)
  • Regressionszeichen: weiße Areale inmitten des Nävus (= Fibrose der Dermis)
  • Streifen: am Rand radiär angeordnete Streifen (dunkel)
  • blau-weiße Schleier (mehr weiß als blau)
  • Pigmentierungen
  • Gefäßstrukturen: irregulär, mehr als sonst

ABCD-Regel für die Dermatoskopie:

  • A: Asymmetrie: 0-2 P.
    • 0 P.: keine Asymmetrie
    • 1 P.: A. in 1 Ebene
    • 2 P.: A. in 2 Ebenen
  • B: Begrenzung: 0-8 P. - Nävus wird in 8 Segmente (Kuchenstücke) gegliedert; für jedes Segment mit abruptem Abbruch des Pigmentnetztes = 1 P.
  • C: Color: 1-6 P. - für jede vorkommende Farbe = 1 P. (Farben s. oben)
  • D: Differentialstrukturen: 1-5 P. - 5 Komponenten
    1. Netzwerk
    2. strukturlose Areale (mehr als 10% der Gesamtfläche)
    3. Streifen (ab 3)
    4. Schollen (ab 2)
    5. Punkte (ab 3)

Dann Bestimmung des Dermatoskopie-Punktwert (DPW) zur Dignitätsbeurteilung von melanozytären Läsionen: DPW = Ax1,3 + Bx0,1 + Cx0,5 + Dx0,5 (= 1 bis 8,9)

Dignitätseinteilung

  • 1,0 - 4,75: Unverdächtige Hautveränderung
  • 4,8 - 5,45: Suspekte Hautveränderung
  • > 5,45: Melanom sehr wahrscheinlich

Modifizierte ABCD-Regel nach Blum (je 1 Punkt):

  • A: Asymmetrie (ab 1 Achse)
  • B: Begrenzungsabbruch (>1/4)
  • C: 3 Farben
  • D: 3 Differentialstrukturen
  • E: Evolution:
    • +1 P.: Änderung vom Pat. bemerkt
    • 0 keine Angabe
    • -1 P: unverändert seit 3 Monaten

→ ab 4 Punkten: Malignomverdacht

  1. Fragebogen vorneweg (oder während des Ausziehens fragen)
  2. Anamnese:
    • Hatten Sie schon Hautkrebs?
    • Hautkrebs in der Familie?
    • Nehmen Sie Immunsuppressiva?
    • Selbstuntersuchung? Sind Ihnen auffällige Hautareale aufgefallen?
    • Exposition gegenüber UV-Strahlung, vor allem im Kindesalter
  3. KUB
  4. Befundmitteilung und Beratung (z.B. Sonnenschutz, nächstes Screenings in 2 J.)
  5. Dokumentation: elektronisch an KV, ausführlich in PVS

Frauen ohne Make-up und ohne Nagellack (oder Doku, dass Nägel nicht beurteilter)

  • UV-Strahlung ist krebserregend.
  • Die kommulative UV-Strahlung ist für den weißen Hautkrebs entscheidend.
  • On-Off (wenig und maximale UV-Belastung im Wechsel) und Sonnenbrände in Kindheit und Jugend sind für das Maligne Melanom Hauptrisikofaktor.
  • Nutzung von Solarien (vor allem in jüngeren Jahren, < 30 J.)
  • Hautkrebs ist die häufigste Krebserkrankung überhaupt. Man kann schwarzen und weißen Hautkrebs unterschreiden:
    • weißer Hautkrebs ist sehr häufig, aber weniger gefährlich
    • schwarzer Hautkrebs ist weniger häufig, aber sehr gefährlich
  • Grundsätzlich gilt: Hautkrebs ist war häufig, aber gut heilbar, sofern er früh erkannt wird.
  • Das Screenings ist Kassenleistung für alle Menschen ab 35 Jahre und darf alle 2 Jahre wiederholt werden.
  • Nutzen: Das Screening hilft, frühe Stadien zu erkennen und zu entfernen, bevor sie sich verbreiten oder umliegendes gesundes Gewebe zerstören.
  • Risiken:
    • Die Gefahr besteht jedoch, harmlose Befunde überzuinterpretieren und eine Behandlung einzuleiten, die nicht nötig gewesen wäre.
    • Psychische Belastung bei auffälligen Befunden
    • Überdiagnose, Überbehandlung, falsch positive oder falsch negative Befunde
  1. vorneweg gibt es ein kurzes Gespräch (über Sonnenexposition, Erkrankungen in der Familie etc.)
  2. standardisierte Ganzkörperuntersuchung der gesamten Haut (einschließlich Kopfhaut und versteckten Hautarealen, Gesäß und Intimbereich)
  3. Befundbesprechung und Dokumentation: HEUTE ist alles in Ordnung, Pat. soll sich melden, wenn sich etwas in FORM oder FARBE ändert.
  • In der Regel erfolgt eine Überweisung zum Hautarzt für weiterführende Diagnostik.
  • Meist werden suspekte Befunde operativ entfernt, also ausgeschnitten (in Lokalanästhesie).
  • Manchmal genügt es jedoch, die entsprechenden Stellen fotographisch zu dokumentieren und nach wenigen Wochen oder Monaten zu kontrollieren.
  • hautkrebsscreening.txt
  • Zuletzt geändert: 2021/07/21 16:07
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