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Schwindel
Bei unklaren Schwindelsyndromen ggf. Vorstellung in Sinsheim in der Schwindelambulanz: https://schwindelklinik.de
Diagnostik
Anamnese
4 Fragen:
- zeitlicher Verlauf:
- plötzlicher Beginn?
- persistent oder attackenweise?
- Art: Dreh-, Schwank- oder Benommenheitsschwindel
- modulierende Faktoren, z.B.:
- Lageänderung
- bestimmte Aktivitäten
- Begleitsymptome
- Geräusche oder Hörminderung
- Doppelbilder oder andere Sehstörungen
- Kopfschmerzen
- Übelkeit/Erbrechen
Körperliche Untersuchung
Untersuchung der vestibulären, okulomotorischen und zerebellären Systeme
- Nystagmus (spontan oder nach Lagerung), ggf. mittels M-Brille/Frenzelbrille
- VOR (vestibulo-okulärer Reflex): mittels Kopfimpulstest (=Puppenkopf) → Störung Gleichgewichtsreflex
- Stand- und Gehvermögen (z.B. Romberg, Unterberger)
- orientierende Prüfung auf Hörstörung
Apparate Untersuchungen
- Video-Kopfimpulstest (für VOR)
- kalorische Prüfung
Diagnosekriterien der Bárány Society
Einteilung
Peripherer Schwindel
- unilaterale Vestibulopathie / Neuritis vestibularis:
- akut einsetzender Drehschwindel
- Oszillopsien
- Fallneigung
- Übelkeit
- horizontal-torsioneller Spontannystagmus mit schneller Komponente zur mutmaßlich nicht betroffenen Seite auffällig.
- bilaterale Vestibulopathie (Ausfall N. vestibularis oder Vestibularorgan):
- Gangunsicherheit
- bewegungsinduziertes unscharfes Sehen
- Verschlechterung bei fehlender visueller Rückkopplung (Dunkelheit, unebener Boden)
- Keine Symptome: im Sitzen/Liegen unter statischen Bedingungen
- Vido-VOR pathologisch, klinischer VOR nur niedrige Sensitivität
- peroxysmaler Lagerungsschwindel
- M. Menière:
- ≥ 2 spontan auftretende Schwindelattacken, 20 min bis zu 12 h Dauer
- Hörminderung für Frequenzen < 2 000 Hz Knochenleitung
- fluktuierender Tinnitus oder Ohrdruck im betroffenen Ohr
- andere (seltene)
Zentraler Schwindel
- Zerebrale Ischämien (Hirnstamm oder Kleinhirn) als akutes vestibuläres Syndrom
- Drehschwindel wie bei Neuritis vestibularis
- Begleiterkrankungen / Risikofaktoren beachten
- vertikale Divergenz („skew deviation“): ein Auge steht über dem anderen
- nicht durch Fixation unterdrückbarer Nystagmus
- normaler VOR
- vestibuläre Migräne
- ≥ 5 Schwindel-Episoden, 5 min bis 72 h
- bekannte Migräne
- weitere Migränesymptome in ≥ 50% der Episoden
- zerebellärer Schwindel:
- zentrale Okulomotorikstörung: sakkadierte Blickfolge, allseitiger Blickrichtungsnystagmus, zentraler Fixationsnystagmus, insbesondere Downbeat-Nystagmus
Funktioneller Schwindel
= persistent postural-perceptual dizziness” (PPPD) (postural = die Körperhaltung betreffend, perceptual = wahrnehmend)
- persistierender Schwindel und/oder Unsicherheit an den meisten Tagen, 3 Monaten
- in bestimmten Situationen
- Besserung bei Ablenkung durch Sport
- Besserung nach leichtem Alkoholkonsum
- morgens etwas besser
Therapie
- M. Menière:
- Placebo sehr gut wirksam ! z.B. Betahistin als Placebo-Ersatz
- transtympanale Gabe von Gentamicin, aber Cave: 20% ototoxische Hörminderung!
- transtympanale Gabe von Kortikosteroiden
- ggf. operativ