Inhaltsverzeichnis

Schwindel

Unterscheidung akuter vs. chronischer Schwindel → chronischen Schwindel erneut einbestellen und ausführliche Diagnostik:

Diagnostik

Anamnese

4 Fragen:

  1. zeitlicher Verlauf:
    • plötzlicher Beginn?
    • persistent oder attackenweise?
  2. Art: Dreh-, Schwank- oder Benommenheitsschwindel oder eher Gangunsicherheit
  3. modulierende Faktoren, z.B.:
    • Lageänderung
    • bestimmte Aktivitäten
  4. Begleitsymptome
    • Geräusche oder Hörminderung
    • Doppelbilder oder andere Sehstörungen
    • Kopfschmerzen
    • Übelkeit/Erbrechen

Bei geriatrischen Patienten:

Körperliche Untersuchung

Allgemein:

Untersuchung der vestibulären, okulomotorischen und zerebellären Systeme

  1. Okulomotorik:
    • Nystagmus (spontan oder nach Lagerung), ggf. mittels M-Brille/Frenzelbrille
    • Blickfolge (sakkadiert, insbesondere bei Mikroangiopathie)
    • Sakkaden
    • horizontale/vertikale Abweichungen
  2. VOR (vestibulo-okulärer Reflex): mittels Kopfimpulstest (=Puppenkopf) → Störung Gleichgewichtsreflex
  3. Stand- und Gehvermögen (z.B. Romberg, Unterberger)
  4. Diadochokinese, Finger-Nase- oder Knie-Hacken-Versuch
  5. orientierende Prüfung auf Hör- und Sehstörung

Bei V. a. BPPV: Lagerungs-Versuch nach Dix-Hallpike

Bei geriatrischen Patienten: geriatrisches Assessment.

Apparate Untersuchungen

  1. Schellong oder Schellong verkürzt: RR im Liegen und im Stehen (an verschiedenen Tagen)
  2. NLG bei V. a. PNP
  3. Video-Kopfimpulstest (für VOR)
  4. kalorische Prüfung

Diagnosekriterien der Bárány Society

Einteilung

OHNE organische Ursache

  1. Funktioneller Schwindel
  2. Altersschwindel

Funktioneller Schwindel

= persistent postural-perceptual dizziness” (PPPD) (postural = die Körperhaltung betreffend, perceptual = wahrnehmend)

Schwindel im Alter

Zusammentreffen mehrerer, leicht ausgeprägter Störungen der Gleichgewichtswahrnehmung und Verarbeitung

MIT organischer Ursache

  1. zervikogener Schwindel
  2. peripherer Schwindel inkl. BBPV (s.u.)
  3. Weitere: Orthostase, Rhythmusstörungen, Polyneuropathie, Medikamentennebenwirkung, zentraler Schwindel, Migräne, M. Menière, obstruktive Herzerkrankungen

zervikogener

Peripherer Schwindel

  1. unilaterale Vestibulopathie / Neuritis vestibularis:
    • akut einsetzender Drehschwindel
    • Oszillopsien
    • Fallneigung
    • Übelkeit
    • horizontal-torsioneller Spontannystagmus mit schneller Komponente zur mutmaßlich nicht betroffenen Seite auffällig.
  2. bilaterale Vestibulopathie (Ausfall N. vestibularis oder Vestibularorgan):
    • Gangunsicherheit
    • bewegungsinduziertes unscharfes Sehen
    • Verschlechterung bei fehlender visueller Rückkopplung (Dunkelheit, unebener Boden)
    • Keine Symptome: im Sitzen/Liegen unter statischen Bedingungen
    • Vido-VOR pathologisch, klinischer VOR nur niedrige Sensitivität
  3. peroxysmaler Lagerungsschwindel (BPPV)
  4. M. Menière:
    • ≥ 2 spontan auftretende Schwindelattacken, 20 min bis zu 12 h Dauer
    • Hörminderung für Frequenzen < 2 000 Hz Knochenleitung
    • fluktuierender Tinnitus oder Ohrdruck im betroffenen Ohr
  5. andere (seltene)

Zentraler Schwindel

  1. Zerebrale Ischämien (Hirnstamm oder Kleinhirn) als akutes vestibuläres Syndrom
    • Drehschwindel wie bei Neuritis vestibularis
    • Begleiterkrankungen / Risikofaktoren beachten
    • vertikale Divergenz („skew deviation“): ein Auge steht über dem anderen
    • nicht durch Fixation unterdrückbarer Nystagmus
    • normaler VOR
  2. vestibuläre Migräne
    • ≥ 5 Schwindel-Episoden, 5 min bis 72 h
    • bekannte Migräne
    • weitere Migränesymptome in ≥ 50% der Episoden
  3. zerebellärer Schwindel:
    • zentrale Okulomotorikstörung: sakkadierte Blickfolge, allseitiger Blickrichtungsnystagmus, zentraler Fixationsnystagmus, insbesondere Downbeat-Nystagmus

Therapie